Projekt ‘Findlinge’

Projekt ‘Findlinge’

 

Durch familiäre Erfahrungen, – meine Tochter ist mit einem syrischen Flüchtling verheiratet, meine Enkelin hat syrische Wurzeln – wurde mein Blick in den letzten Jahren immer mehr auf das Thema „Flüchtlinge“ gelenkt.
Das Schicksal dieser Menschen, die vor Gewalt, Krieg und Hunger fliehen, berührt mich und seit 2015 arbeite ich ehrenamtlich in diesem Bereich.
Kunst und künstlerisches Schaffen ist immer eine Möglichkeit, seine Wahrnehmung und Sichtweise auf die Welt auszudrücken.
Schon als Kind war das Malen, das plastische Gestalten, eine Form mich auszudrücken.
Immer dachte und fühlte ich in Bildern, spüre Menschen in Farben,
empfinde Gefühle als Formen ….
Rot , Gelb , Rund, Eckig –
so nehme ich die Welt wahr.
Und so kommuniziere ich mit Steinen.
Sie erzählen mir ihre Geschichte, sie berichten von der Welt und der Zeit.
Der Welt von vor Millionen von Jahren; der jetzigen Welt.
Manche Steine erzählen mir, sie wollen Fische und Vögel werden.
Manche haben Anderes im Sinn.
Ein Stein in der Form eines nackten menschlichen Oberkörpers lag 2018 in Österreich direkt vor meinen Füßen.
Er erzählte mir von Menschen, die zu Tausenden auf ihrem Weg über Gebirge und Meere Leben und Identität verlieren und so – unbeachtet von der Welt – verschwinden.
Dieser Stein und das Kennenlernen der Fotografie durch den Fotografen Christoph Russ (https://www.sinnlichesauge.com/) inspirierten mich zu dem Kunst-Projekt “Findlinge”.
Der Stein in Form des Torsos eines abgemagerten Menschen,
mit Ton zu einer Skulptur geschaffen,
inszeniert in verschiedenen Szenen des Leids –
ertrunken im Meer,
erfroren im Gebirge,
verdurstet in der Wüste,
gefangen im Stacheldraht –
fotografiert und danach “aufgelöst” … nur der Stein bleibt.
Eine andere Szene, ein anderes Leiden, ein erneutes
AUFLÖSEN;
ein Prozess, der das Verschwinden,
das Verlieren von Identitäten, von Biografien, von Leben
symbolisiert.
Und auch wenn der Stein anscheinend bleibt …
Auch er wird sich irgendwann
auflösen.